1994 – 2002
Erzähler: IG-Vorstand
(Du willst mehr sehen? Bilder zum Vergrößern anklicken.)
24.11.1994
Unsere Geschichte beginnt auf den Tag genau einen Monat
vor dem Heiligen Abend, nehmen wir an in einer stallähnlichen
Behausung, in einem Münchner Hinterhof, irgendwo in der Nähe der
Theresienwiese. In eben dieser Nacht nämlich, vom 23. auf den 24.
November 1994, da
„(...) trafen sich in einer berüchtigten
Küche einige mehr oder minder zurechnungsfähige und zwielichtige
Gestalten. Nach einer Weile war das Bier fast zuende, die Köpfe fast
zu rot, die Ideen fast zu gut. (...) Als es schließlich Tag wurde,
waren die Formalitäten erledigt, die Beiträge festgesetzt und die
Ämter verteilt.“
(Quelle: SEILVERHAU 11/96)
Diese
Verteilung sah ungefähr so aus:
1. Vorsitzender: Richard Ebert
Stellv. Vorsitzender: Volker Falk
Kassenwart: Andrea Ebert
Schriftführer: Karen Stock
1. Beisitzer: „Zvonko“
2. Beisitzer: Tom Kobras
Ricci und Andrea Ebert, die Eltern und Gründer unserer IG.
Zweifelsfrei
anwesend in jener Nacht & Küche waren: Der Richard (= Ricci,
sprich „Ritschi“) Ebert. Und seine Schwester Andrea (= „die
Andi“), die man beide wohl mit Fug und Recht als die treibenden
Kräfte des Ganzen – um nicht zu sagen: unsere Gründungs-Eltern –
bezeichnen darf.
1995
Jedenfalls fragten der Ricci & die Andi gleich im
Frühjahr des kommenden Jahres ganz offiziell beim Dachverband der IG
Klettern an, ob sie nicht eine weitere IG-Tochter ins Leben rufen
dürften? Ihr Name:
IG (= Interessengemeinschaft) Klettern
München & Südbayern e.V.!
Und der IG-Dachverband? Der
sagte: „Ja“.
Und wir Leser fragen uns, was solche „IGs“
eigentlich sind?
“Die
IG
KLETTERN
sind Vereinigungen von Kletterern für Kletterer, die sich für die
Erhaltung ihrer Klettergebiete einsetzen. Gegründet wurde die erste
IG Klettern 1989 im Frankenjura, als die behördliche Totalsperrung
des Röthelfelsen drohte. (...) Bereits kurz danach taten sich auch
in anderen Regionen Deutschlands Kletterer zusammen, da sie
unvermittelt vor ähnlichen Problemen standen. Sie gründeten weitere
IG Klettern und nahmen die Vertretung ihrer Interessen in die eigenen
Hände.
Heute, 2011, gibt es bundesweit 14 IG Klettern und 4
weitere eigenständige Klettervereinigungen, die sich im
Bundesverband IG Klettern e.V.
zusammengeschlossen
haben.“
Der BUNDESVERBAND IG KLETTERN e.V. wiederum
vertritt die Interessen seiner Mitglieder auf Bundesebene, im
Kuratorium Sport & Natur e.V., dem Bundesausschuss Klettern &
Naturschutz des DAV, sowie auf Fachtagungen und anderweitigen
Veranstaltungen. Der Bundesverband sorgt für den
Informationsaustausch zwischen seinen Mitgliedsvereinen und
unterstützt deren Aktivitäten vor Ort und auf Landesebene.
Desweiteren koordiniert er die Kooperationen mit der Industrie und
kümmert sich um die bundesweite Öffentlichkeitsarbeit.
(Quelle:
www.ig-klettern.de)
Soviel als Hintergrundinfo. Zurück zum
Ricci und zur Andrea – und zu ihrem Aufnahmeantrag: Der relativ
weit nördlich stationierte IG-Bundesverband hatte natürlich
überhaupt nichts dagegen, noch treffsicherer als mit der Urmutter
aller IGs, der IG Klettern Frankenjura, einen weiteren Vorposten
mitten ins DAV–Hoheitsgebiet zu setzen. Erteilte den
Antragsstellern daher auch nur zu gerne seinen Segen. Verlieh ihnen
Briefpapier und Logo. Und damit ging´s auch sofort los:
Unser offizielles Logo.
Erstmals
ins Bewusstsein der Münchener Kletterer-Szene trat dieser neue,
illustre Verein im Frühjahr 1995, anläßlich eines grandios
schlecht besuchten Initialfests in Pasing, in der Berduxstrasse.
Immerhin gab´s Bier bis zum Pupillenstillstand, so dass die Unkosten
von ca. DM 2000.- – angefallen u.a. durch die Bereitstellung eines
Klettertürmchens – sogar beglichen werden konnten. Man munkelt:
Mit dem Flaschenpfand...
Die erste Amtshandlung vom Ricci
war, den SEILVERHAU ins Leben zu rufen: „Die erste inoffizielle
Zeitschrift der IG Klettern München und Südbayern e.V.“, woraus
auch fast alle Zitate hier stammen.
Typischer Seilverhau-Look mit dem späteren Heavens Gate Ur-Logo.
Die
Erstausgabe des SEILVERHAU (fortan SV) erschien im Oktober 1995,
bestand aus genau 2 DIN A4-Seiten und wurde im Großen & Ganzen
von einem einzigen Mann geschrieben, gelayoutet, kopiert, gefaltet,
eingetütet, verschickt und im Sinne des Presserechts (v.i.S.d.P.)
demnach auch verantwortet: Vom „RicciE“, so sein Kürzel, der
seit damals, in der Küche, das Amt des „Präsi“ übernahm.
Richard Ebert liebte es, immer ganz mächtig mit dem Säbel
zu rasseln. Und im Dienste der Wahrheit „Klartext“ zu reden.
Schon in der Erstausgabe liest sich das so:
„Wir sind es
satt
# die Deppen von Ökoträumern und politischen
Karriereheinis zu sein.
# vom DAV nur als Mittel eingesetzt zu
werden, um Steuergelder für Wegebau und Hüttensanierung in den
Alpen rauszuschlagen.
# irgendjemand um Erlaubnis fragen zu
müssen, wenn wir ins Freie gehen wollen.
Deshalb haben wir
die IG Klettern München & Südbayern e.V. gegründet.“
So
der Ricci im O-Ton, in seinem typischen Stil, der sich auch nie
ändern sollte: Direkt und kernig und subjektiv ehrlich, scheinbar
genetisch undiplomatisch – aber auch immer wieder erstaunliche
Kooperationen initiierend.
Auch immer gerne nachtaktiv: Andrea Ebert.
Ricci
Schwester Andi dagegen, die sich damals stark in der Blinden-Arbeit
engagierte, erklärt den Entschluss zur
Gründung eines eigenen Vereins rückblickend mit der
„(...)
Tatsache, dass beim DAV keiner zuständig war, um Blindenkurse
durchzuführen. Das war schließlich und endlich auch einer der
Gründe, dass sich unsere IG in München gegründet hat.“
Wie
auch immer - als Verantwortliche der an besagtem 24.11.1994
„niedergekommenen“ und am 20.03.1995 offiziell ins
Vereinsregister des Amtsgerichts München eingetragenen
„Interessengemeinschaft Klettern München und Südbayern“ sind
folgende 2 Namen vermerkt:
Vorsitzender: Ebert Richard,
Unternehmensberater, München
Stellvertretender
Vorsitzender: Falk Volker, Maler, München
Und ab
ging die Post! Um gleich mal alle Kräfte zu bündeln, wurde schon im
ersten SV zur 1. ordentlichen Mitgliederversammlung geladen, am
16.11.95, in der Gaststätte Thalkirchner (SV 10/95):
„Freibier
können wir Euch leider nicht anbieten. Aber es wird bestimmt ein
aufschlußreicher, wahrscheinlich sogar ein ganz netter Abend.“
An diesem sicher netten Abend wurden die folgenden,
übergeordneten Ziele definiert:
„# Kontakte mit der Stadt
knüpfen, um Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung stellen zu können
# evtl. mit Boulderwand
# Einrichtung eines Info-Telefons für
Kontakte, Nachrichten, Verkäufe etc.
# Verhandlungen mit der
Industrie, wegen Materialspenden, die auch den Mitgliedern zur
Verfügung gestellt werden können
# Den SEILVERHAU regelmäßig
erscheinen zu lassen
# Konzeption eines Kurs- und
Schulungsprogramms
# Klettern, Klettern, Klettern
Und für
IG-Mitglieder ist das alles so weit, wie irgend möglich kostenlos!“
Genau das war damals die große Vision.
Und es wurde
nicht eine Sekunde gezögert, diese in die Tat umzusetzen.
Schon
im nächsten SV (12/95), also nur einen Monat später, wurden bereits
erste Kontakte mit verschiedenen Outdoor-Unternehmen gemeldet. Und:
Ein 1. Kletterkurs für Blinde wurde angekündigt, ohne dass man
überhaupt wusste, wo der eigentlich stattfinden sollte?! Was
wiederum Rückschlüsse auf den Grundwahnsinn zuläßt, der von
Anfang an im Headquarter herrschte.
Absolut typisch jedenfalls:
Bevor man einen Kurs „mit Normalen“ zustande bekam, hatte man
schon einen Kurs mit lauter Blinden beisammen, was im Wesentlichen
auf Andi Eberts Kontakten beruhte: Yiieeppieh! Aber: Die dadurch
unausweichlich gewordenen Investitionen in Verleihmaterial usw. waren
für den jungen Verein ein finanzieller Kraftakt, der fraglos nur
gestemmt werden konnte, weil der Ricci bei der Kletterindustrie und
dem hiesigem Sportfachhandel höchstpersönlich betteln ging und
alles noch Notwendige als Spende erhielt.
Dieser
Zustand zwischen grandiosem Wollen, limitierender Realität und
aktivem Hoffen auf jedwede Lösung sollte sich die nächsten 10 Jahre
nicht mehr groß ändern, weswegen man ihn bald als „normal“ zu
akzeptieren lernte. Die 80.- DM Jahresbeitrag jedenfalls, die jedes
IG-Mitglied damals zu entrichten hatte, waren zwar ein Haufen Geld,
die Mitgliederzahl aber zu überschaubar, um damit wirklich große
Sprünge machen zu können. Auch der Erlös aus der 1. gewerblichen
Anzeige im SV – „ALIENS NEU!!! Klemmgeräte aus den USA. Prospekt
anfordern bei Harry Danzer (SV 12/95)“ – war zwar
hochwillkommen, machte das Kraut aber nicht wirklich fett. Und so war
letztlich alles gut, denn es gab ja auch noch keine bemerkenswerten
finanziellen Verpflichtungen. Immerhin reichte es für ausreichend
Fusel, um den eigentlichen Höhepunkt dieses ersten IG-Jahres
gebührend zu feiern:
1995, der letzte Schrei:
„AUSWEISE,
ES GIBT AUSWEISE!!! Endlich ist es soweit, wir haben das, was einen
echten deutschen Verein zu einem Verein macht, nämlich Ausweise!
(...) Die Gestaltung haben
Moneten-Andrea sowie unser
Skatebooard Zwonne übernommen.“
1996
Der betörend-respektlose Geruch von Anarchie und Größenwahn,
den die IG-Oberen in ihrem Drive munter ausdampften, lockte bald
erste Sympathisanten an. Georg Wrobel beispielsweise und Thomas
Zilch, die unter Ricci´s Regie am SV mitbasteln durften. Oder
Barbara Asenkerschbaumer, die den vakanten Posten der Prüferin der
nach wie vor chronisch leeren IG-Kassen übernahm. Kein Wunder auch,
bei damals „weltweit“ nicht mal ´nem Dutzend Mitgliedern! Recht
überschaubar geht´s also zu in diesen Tagen, da schlägt eine
Nachricht wie eine Fliegerbombe ein:
„WIR KÖNNEN EINE
KLETTERWAND NUTZEN!!!
In Neubiberg, in der Fachhochschule der
Bundeswehr, dürfen wir klettern. Dort stehen (...) alle möglichen
Fitnessgeräte zur Verfügung – und eben eine Kletterwand. (...)
Die Halle ist nur mit einem Schlüssel zugänglich, der bei der IG
erhältlich ist. (...) Also bedenkt: Die Leute, neben denen ihr
trainiert, sind bei der Bundeswehr. Verhaltet euch dementsprechend!“
(SV)
Eben diese Leute staunten nicht schlecht, als dort
urplötzlich lauter Blinde einliefen: Es waren die Teilnehmer des
ersten im Namen der IG München und Südbayern e.V offiziell
ausgerichteten Kletterkurses. Die Vorgeschichte dazu erzählt die
Andi selbst im SV:
„Die Manu habe ich während meines
Studiums kennengelernt, und es kam, wie es kommen musste, irgendwann
habe ich ihr vorgeschlagen, dass wir mal zum Klettern gehen. Dass
Manu blind ist, hat uns nicht groß gestört, und so hat eigentlich
unsere Aktion Klettern für Blinde angefangen.“
In
Neubiberg also, auf dem Bundeswehrgelände, traf sich fortan die
Ur-IG zum Stählen der Alabaster-Körper. Randvoll Kraft und
Tatendrang lud man auch gleich zur 1. offiziellen IG-Ausfahrt ein (,
der unzählige weitere nachfolgen sollten):
„Datum: 27./28.
Juli.
Ort: Blautal oder Nähe davon.
Übernachtung:
Kämpingplatz oder Pangsion.“
Wenig später, im Oktober,
folgte dann auch schon der erste der legendären IG-Ausflüge an den
Gardasee.
IG on the road. Kein Kommentar.
1996
gab es natürlich auch eine Mitgliederversammlung. Ein Blick auf die
Punkte der Tagesordnung sagt irgendwie alles über den Stand der
Entwicklung:
„1. Zivildienstellen
2. IG-eigenes
Fahrzeug
3. Arbeitskreise in der Politik
4. IG-Ausflug ins
feindliche Baden-Württemberg
5. Neutouren & Sanierungen,
Titel: Hilti, Brmmmmm & Durch
6. Paßbilder f. Vereinausweise
7. Kann mal wer schauen, was Eric macht?
8. Anträge, Wünsche
und sonstige abzulehnenden Angelegenheiten“
Nicht abgelehnt
wurde von den IGlern die Teilnahme an der digitalen Weltrevolution.
Mit der Folge: Auch die „IG klettert ins Internet (...) und
befindet sich damit in illustrer Gesellschaft mit Daimler Benz, BMW,
Microsoft und den ganzen anderen Klettersportbegeisterten.“
Weitere Rückschlüsse auf die damalige Grundatmosphäre und/oder
Geisteshaltung der Truppe lassen sich aus dem Impressum des SV
ableiten:
„Der SEILVERHAU erscheint mindestens 10x im Jahr
regelmäßig, vorausgesetzt, es schreibt wer was. Namentlich
gekennzeichnete Beiträge geben nicht die Meinung der IG Klettern
wieder, wie überhaupt dieser Haufen völlig meinungslos ist. Aber:
Es ist immer Stimmung.
Unverlangt eingesandte Manuskripte werden
oft gedruckt und immer in Ehren gehalten, zurückgeschickt nur, wenn
ein frankierter Rückumschlag beigelegt ist. Die Briefmarke bitte
nicht aufkleben: Sollten wir das Zurückschicken vergessen, haben wir
wenigstens die Briefmarke.“
Es herrschte tatsächlich eine
so gute Stimmung, dass immer neue IG-Autoren ehrenamtlich für den SV
schreiben: Ralph Mandelik zum Beispiel. Oder Jörg „Sandstein“
Raschig, der uns an einer Durchsteigung der Fleischbank SO-Wand
teilhaben läßt.
Jörg "Sandstein" Raschig bei der ehrlichen Arbeit.
Sowie
die nimmermüde Judith Faltl, inzwischen Landesvorsitzende des
Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbunds.
Umweltpolitisch
ging auch einiges weiter: Sebastian „Sebi“ Wagner vertritt den
Bundesverband der IG Klettern fortan als Repräsentant in einem
Arbeitskreis des Bayerischen Staatsministeriums für
Landesentwicklung und Umweltschutz.
Hat auch mal unten angefangen: Doktor Sebi Wagner.
Außenpolitisch
dafür ist die Kacke am Dampfen. Stein des Anstoßes: Eigentlich nur
eine Schraube. Aber halt nicht irgendeine, sondern eine, die
scharfkantig überstand und an der sich auch die blinden Kletterer
regelmäßig schrammten. Die Folge: Ein handfester Streit mit dem
Neubiberger Hallenwart (und DAV´ler) Stefan Winter.
Ricci:
„Wenn unsere blinden Kletterer nach drei Wochen immer noch über
dieselbe Schraube schrubben, dann entsteht einfach eine
Missstimmung.“
Stefan Winter: „Es gibt keine
Missstimmung.“ (SV)
Letztlich
gab es die dann aber doch, spätestens als in der Bundeswehrhalle ein
Seilriß ruchbar wurde, bei dem zwar glücklicherweise niemandem
etwas passierte, dessen Umstände und Ursachen für Ricci jedoch
höchst unzureichend geklärt und vor allem kommuniziert wurden
(Seiner Erinnerung nach erboste das sogar den damaligen
DAV-Sicherheitspapst Pit Schubert). Kurzerhand stellte er den
Verantwortlichen derart in seiner speziellen Klartext-Art zu Rede,
dass die Bundeswehrhochschule schlagartig aufgeschreckt zur
Krisensitzung rief, an der auch der klar Betextete, d.h.
Verantwortliche, teilzunehmen hatte. Die Wogen glätteten sich
daraufhin zunächst, und Folge war eine neue „Benutzerregelung für
die Kletterhalle Neubiberg“, die dem kostenfreien Dasein dort ein
Ende setzte, was Ricci mit folgenden Worten an die IG
weitergab:
„3. Die Kosten für die Hallenbenutzung
betragen enorme hundert Pfennige für Mitglieder und unverschämte
fünf Mark für Greenhörner, sprich Jungs und Mädels, welche wohl
hoffentlich bald Mitglieder sein werden.
4. Diese
gigantischen Summen sind bei jeglicher Hallenbenutzung, d.h. auch bei
„nur Benutzen“ der dortigen Fitnessgeräte zu entrichten.“
(...)
Sobald wir was Eigenes haben, wird sowieso alles
lockerer.“ (SV)
Was
„Eigenes“ lag zwar noch in weiter Ferne, dafür tauchte eine neue
Kletter-Location am Horizont auf – und zwar der Sport Scheck, in
der Sendlinger Straße!
Dort gab (und gibt) es im
Haupttreppenhaus eine für damalige Verhältnisse sensationell hohe
Indoor-Kletterwand, an der die Ilse, die Judith und der Bernhard,
allesamt blind, anläßlich einer 50-Jahresfeier des Sport Scheck im
Namen der IG ihre Kletterkünste demonstrieren durften – und damit
ein breites Publikum in Bewunderung und Erstaunen versetzten.
Woraufhin man die IG Klettern gleich zur
nur
nächsten Sport Scheck-Aktion wieder einlud, diesmal neben so
illustren Gästen wie den damals noch so genannten „Huber-Brothers“.
Und noch etwas anderes passierte in dieser Zeit: Die IG
bekommt tatsächlich ihr eigenes Fahrzeug. Nicht irgendeines, sondern
einen richtig ausgewachsenen Mercedes Sprinter! Ricci hatte sich mal
wieder eines seiner typischen Konzepte einfallen lassen – und es
der Daimler-Niederlassung präsentiert. Daraufhin kostete der Bus
zwar nur noch einen Bruchteil, aber selbst dieses Schnäppchen war
immer noch eine Menge Holz für den finanzschwachen Verein. Wie dem
auch sei, man nimmt´s mit Humor. Und das liest sich dann so: „Also,
die eine Hälfte unseres Busses steht schon so gut wie in der Garage.
Jetzt müssen wir nur noch schauen, wo wir die andere Hälfte
herkriegen. Ach ja, und natürlich die Garage...“.
Die IG-Kantine.
Schmalhans
ist Küchenchef. Was reingeht, wird nicht selten vertrunken. Immerhin
wird ein 1. Kunde gefunden, der im SV ab sofort regelmäßig Platz
für Anzeigen bucht: Der Outdoor-Riese Patagonia. Heißt: Die nächste
Party ist gerettet! Und die steigt am 20.12.1996 (noch mangels
eigener Räumlichkeiten) im Gewerkschaftshaus an der
Schwanthalerstraße – Motto: „Adventadventdiebudebrennt“ –
und gilt als die Mutter aller IG-Weihnachtsfeiern.
„Tagesordnung:
1. Feierliche Begrüßung
Präsi marschiert ein, von der
Menge umjubelt
Liedgut: „Here comes the Sun“ (G. Harrison)
2. Huldigung der Vorstandschaft durch die Mitglieder
frenetischer Jubel bei Nennung der einzelnen Personen
Liedgut:
„Opel-Gang“ (T. Hosen)
3. Andächtiges Beisammensein
Klettererlebnisse der Mitglieder und andere Lügen
Liedgut:
„Spiel mir das Lied vom Tod“ (E. Morricone)
4. Tombola
Ziehung der Gewinne und Verteilung an Gewinner
Liedgut: „Mit
5 Mark sind Sie dabei“ (ARD)
4. Ab-, Auf- und Zusammenbruch
der Gemeinde
Blitzartiges Verschwinden aller Anwesenden nach der
Frage:
„Wer bleibt noch zum Aufräumen da?“
(SV 11/96)
Vor dem Fest ist nach dem Fest.
1997
Ein großes Ereignis warf seinen Schatten ja schon länger
voraus. Und so kam denn auch, was kommen musste. Die Neubiberger
fanden Riccis Darstellung des oben kurz angedeuteten
Kletterhallenkonflikts „(…) falsch wiedergegeben. Vereinbarte
Sachverhalte werden falsch interpretiert. Die Art und Weise der
Darstellung ist polemisch und persönlich beleidigend.“ Usw. Ergo:
„Unter solchen Voraussetzungen ist eine Zusammenarbeit mit der IG
Klettern Mü/SBay nicht möglich.“ Aber: „Das beachtenswerte
Engagement der Frau Ebert findet auch weiterhin die volle
Unterstützung seitens der UNIBw München. Gleichzeitig bitten wir
jedoch um Verständnis, dass wir die sonstigen Vereinsinteressen der
IG Klettern Mü/SBay nicht fördern und die Kletterwand den
Mitgliedern nicht weiter zur Verfügung stellen können“.
Patsch!
Das war ein empfindlicher Rückschlag. Vor allem, weil man damals die
– noch dazu sehr kleinflächigen – Indoorklettermöglichkeiten in
München an gerade mal einer Hand abzählen konnte. Aber es half
alles nicht. Und der Ricci konstatierte: „Ich habe die Halle
verloren...“ (SV 1/97)
Begräbnisstimmung machte sich
breit. Die IG – abgestürzt ohne recht durchgestartet zu sein?
Unglaublich! Panikreaktionen fast: Als erstes sollte gleich mal der
SEILVERHAU eingestampft werden. Unser Herzblatt – „es wird nicht
mehr kommen“, war in einer kurzen Mitteilung an die Mitglieder zu
lesen. In einer wilden, verzweifelten, mehrtägigen Telefonaktion
wurden alle möglichen und unmöglichen Kontakte reanimiert oder
aufgefrischt. Und siehe da: Der Sport Scheck griff der überschaubaren
Truppe erneut unter die Arme und erlaubte „regelmäßiges Klettern“
im Eingangsbereich seines Geschäfts. Die Zukunft der IG war vorerst
mal wieder etwas gerettet...
Bayerischer Tourismusminister in spe.
Dito
die Zukunft des Fremdenverkehrs. Denn: Seit dem 20. Februar sind der
Ricci und der Sebi im Bayerischen Umweltministerium in einem
Unterarbeitskreis „Bewußtseinsbildung im Tourismus“ aktiv, der
irgendwie dem Oberarbeitskreis „Freizeit, Tourismus und Umwelt“
zuarbeitete. Wie auch immer: Neue Aufgaben bringen neue Energien.
Gebären neue Ideen. Und öffnen somit neue Arbeitsfelder, wie es
beim Ricci eindeutig der Fall war. Jedenfalls wird im längst von den
Scheintoten wieder erwachte SEILVERHAU folgendes Schreiben von ihm
veröffentlicht:
„Hiermit gebe ich meinen sofortigen
Rücktritt von allen offiziellen Funktionen innerhalb der IG Klettern
München & Südbayern e.V. bekannt.“
Aber:
„Ich
werde auch in Zukunft für unseren Verein tätig sein, und zwar
hauptsächlich in der Funktion als Spendenauftreiber. Dies kann ich
nicht ehrenamtlich tun, da an einer derartigen Aufgabe ein enormer
Zeitaufwand hängt, der in irgendeiner Form bezahlt werden muß.“
(SV 11/97)
Dass Riccis überraschender Rücktritt einen
anderen Grund gehabt haben mag, zeichnete sich ziemlich zeitgleich
auf dem Titel des SVs ab. Die Rede ist von einem leicht
verschwommenen, grobkörnigen Schwarweiß-Foto, auf dem man ein
riesiges Blechsilo in den Himmel hochschießen sieht. Dazu die
Überschrift: „A WUNDA.“
Im Hintergrund: Das Wunda. Im Vordergrund: Der Daxi.
Die
Geschichte dieses Wunders begann an einem Nachmittag, als Ricci und
Andrea auf dem Gelände des damaligen Amüsierparadieses Kunstpark
OST eine leerstehende Halle inspizieren durften, die man eventuell zu
einer Kletterhalle hätte aufrüsten können. Als sie aus diesem
Gebäude ziemlich enttäuscht wieder heraus kamen, erblickten sie
erstmals bewusst die ehemaligen Kartoffelmehl-Silos – und sofort
ging die Sonne auf. Der Geländewart vom Kunstpark wäre zwar beinah
in Ohnmacht gefallen, als ihn Ricci fragte, ob man denn nicht in
diese Silos rein könne, aber gegen eine gute Idee, deren Zeit
gekommen ist, hilft ja bekanntlich wirklich nix.
Ricci
hat sich sofort hingesetzt, wieder mal in Windeseile ein Konzept
gebastelt und schon ging es mit einem Planungsgerüst und einer
groben Kostenschätzung in die fällige Mitgliederversammlung.
Dortselbst wurde sogleich „(...) genehmigt, dass wir versuchen
sollen, ein Kletterhallen-Projekt „Heavens Gate“ zu realisieren.“
Was
vielleicht diesbezgl. noch erwähnt werden sollte: Der Verein hatte
damals ca. 35 Mitglieder – inklusive Kinder. Und das, was sich da
abzeichnete, war ein Projekt, das deutlich potentere Mitbewerber
schon jahrelang vor scheinbar unlösbare Probleme stellte.
(Anm.
d. Chronisten: Der Tom Schlager behauptet, dass „ca. 70%“ dieses
Namens auf sein kreatives Konto gehen. Wie auch immer - bezeichnend
jedenfalls ist, dass „Heavens Gate“ von der ersten Sekunde an
ohne Apostroph geschrieben wurde. Und damit von Anfang an scheinbar
falsch. Aber Ricci hatte auch hierfür eine Lösung in petto: „Unsere
Halle hat ja nicht nur einen Himmel am Ende, sondern jedes Silo hat
seinen eigenen, es gibt also mehrere Himmel im Heavens Gate“.
Himmel hin, Himmel her – wen juckt das bis heute? Niemanden! Also
weiter im SV-Text:
Auch in der Schreibweise eigen.
„Die
Halle, um die wir derzeit kämpfen, liegt in München, direkt in
S-Bahn-Nähe, im Kunstpark Ost. Die Grundfläche der Halle beträgt
ca. 200m2, die reine Kletterhöhe rund – bitte hinsetzen! – knapp
35 Meter; also schon so eine in vielfacher Hinsicht bemerkenswerte
„Location“ (...) Im Endausbau rechnen wir mit einer reinen
Kletterfläche von 2.000m2. Die Resonanz auf unser Projekt ist
ermutigend (...) Von Seiten der genehmigenden Behörden kommt man uns
mit sehr großer Zuvorkommenheit entgegen (...) Aber das Tollste ist
das Interesse, auf das wir bei den Kletterern stoßen: Wenn das so
weitergeht, werden wir rund um die Uhr öffnen müssen (...) Wir
rechnen mit einer Eröffnung in der ersten Januarhälfte 1998 und mit
einer Investitionssumme von ca. 500.000.- DM, also nicht unbedingt
soooo wahnsinnig viel, aber doch ein nettes Stück Holz, das wir
weitgehend aus Eigenmitteln und Spenden aufbringen wollen“.
Kletterhalle Heavens Gate im pränatalen Zustand.
Somit
waren die Weichen gestellt, und die Mitgliederversammlung der IG
Klettern München & Südbayern e.V. beschloß folgendes weitere
Vorgehen: Die „Geburt“ der Kletterhalle Heavens Gate wird in die
Hände eine fünfköpfigen Gremiums gelegt, mit einer genau
definierten Aufgabenverteilung:
1. Andrea Ebert (Kassiererin)
# Genehmigungen # Behörden/Schulamt # Gastro # Kasse
2.
Markus „Bambam“ Steinke
# Projektierung Baukosten #
Material-, Personalplanung # Projektabwicklung
3. Tom
Schlager
# Materialplanung # Herstellerkontakte # Kurse
4.
Sebi Wagner
# Koordination # Verträge # Vertretung der IG
Mitglieder
5. Ricci Ebert
# Kostenplanung, gesamt #
Sponsorenverträge # Koordination # Events
(SV 11/97)
Kurzum:
Die Zeit der Unschuld war damit vorbei! Aus Spass wurde Ernst. Und
das rasend schnell. Die Post schwoll an. Eine „Tippse“ wurde
gebraucht. Gesucht. Und gefunden: Julia Huber übernahm diesen
Posten.
Im Keller ging die Sonne auf, mit Julia Huber.
Ganz
nebenbei wurde einfach mal mit dem Hallenaus- und umbau begonnen. Um
die Tragweite dieser Entscheidung richtig einordnen zu können, muss
man sich vergegenwärtigen, dass es um die Realisierung einer Halle
mit der damals (mit Abstand) größten Kletterfläche in Deutschland
ging. Umgesetzt von einem kleinen, unabhängigen Verein. Ohne
Aussicht auf gesicherte Fördermittel und Subventionen. Und ohne
nennenswerte Eigenmittel. Das heißt:
Ein
bisschen Geld war zufällig da: 10.000.- DM als Zuschuss für eine
Kletterwand für Blinde. Ideale Voraussetzungen also, um Nächte mit
dem Schweissbrenner durchzuarbeiten, Kernbohrer und Betonsägen zum
Glühen zu bringen. (Ricci kannte mal wieder irgendwen von Hilti. Und
so wurden uns diese eigentlich unerschwinglichen Gerätschaften
kostenlos zur Verfügung gestellt, damit selbige mal unter absoluten
Extrembedingungen getestet werden konnten). Ohne Behinderung durch
ein enges Planungskorsett war Learning by doing, Kreativität und
Improvisation Trumpf. Ganz nebenbei galt es auch noch seine
Fertigkeiten in technischer Kletterei zu perfektionieren, nachdem das
Stockwerk über unseren Silos auf einmal ebenfalls vermietet und mit
einem Boden versehen war, womit jeder Zustieg von oben nachhaltig
verhindert wurde. Egal! Das häusliche Heimwerkerarsenal wurde
weiterhin fröhlich geplündert, Brauchbares oder Wiederverwertbares
aus heimischen Kellern gekramt oder geliehen. Mitgearbeitet hat, wer
halt gerade irgendwie den Fehler beging, „zufällig“
vorbeizuschauen. Wochenlang wurde geschuftet. Ununterbrochen. Rund um
die Uhr!
Bemerkenswert
ist dabei vor allem, dass, trotz aller Unkenrufe, das Heavens Gate
als fleisch- bzw. betongewordene Nichtkonvention letztlich dann doch
immer wieder alle nötigen Genehmigungen bei den Behörden erlangte,
den einschlägigen Vorschriften genügte und mit den Vermietern des
Gebäudes immer in einem gesunden Kontakt stand. Dass dafür ein
gutes Verhandlungsgeschick (damals meist Ricci und Andi) unerlässlich
war, darf hier natürlich nicht unerwähnt bleiben.
Nur für Hartgesottene: Die Geburt einer Halle.
Diese
historische IG-Phase wurde nur kurz unterbrochen, um am 12. Dezember
wieder beim DGB in der Schwanthalerstraße zusammen Weihnachten zu
feiern, mit Tombola und selbstgekochtem Essen. Bölk- und
Gesprächsstoff gab´s wie immer mehr als genug. Und die Folge war
natürlich: Jede(r), der diesen „Spirit“ damals spürte, war
sofort wie besoffen vom Halle-Luja. Kurz: Unvergesslich geile Zeiten
waren das!
1998
Nach Riccis Rücktritt
wurde
Carola Wildner, Grafikerin, Hamburg
zum
1. Vorstand gewählt. Die eigentliche Macht aber konzentriert sich
„im Gremium“, das sind jene oben genannten 5 Leute, die mit ihren
Helfern und Helfershelfern, Freunden und Sympathisanten in einem ca.
2 Monate währenden, geradezu titanischen Akt die Kartoffelmehl-Silos
einer heruntergekommenen Knödelfabrik in das umbauen, was bald schon
Europas höchste Indoor-Halle sein wird – und gleichzeitig das
einzigartige Vereinsheim der IG Klettern München & Südbayern
e.V.!
Nasen von vorne: Tamara, Markus, Anja, Steffi, Lucy, Kathrina, Natascha, Steffi und Gabs (vlnr).
Nasen von hinten.
„Und
wo wir schon beim Thema sind – ohne die Hilfe der folgenden
Personen hätten wir Heavens Gate nie auf die Beine gestellt!
#KPO-Martin
#Ralf H.
#Benni
#Brösl
#Uwe
#RichardII
#Thomas B.
#Richard Sen.
#Christian E.
#Andi
#Hausi
#Helmut
#Thomas H.
#Christian H.
#Peter
#Robert
#Kilian
#Holger
#Kurti
#Ralf M.
#Edwin
#HG
#Günther
#Markus M.
#Nico
#Stephen
#Tweety
#Martin P.
#Herbi
#Wilhelm
#Wanja
#Stefan R.
#Kathi
#Matthias
#Flo
#Toni
#Bärbel
#Florian
#Martin S.
#Martin Sp.
#Jutta
#Karen
Herzlichen Dank“
(SV 4/98)
Der
aufmerksame Leser findet unter all diesen Namen und Kürzeln so manch
eine „Nase“, die mittlerweile längst verschollen ist.
Kalle
Aber
auch viele, die seither untrennbar mit diesem silbernen Betonklotz
und unserem Verein verbunden sind.
HG
Der
HG zum Beispiel, den sein Schicksal als Westfale eines Wintertages
hier vorbeigeweht hat, woraufhin er bis heute gleich mal Anker warf.
Unvergessen sein Auftritt als Sägemeister in Unwetter und
Sägegischt, als er mit Südwester bekleidet stückweise unseren
Haupteingang in die Betonhülle schnitt und dabei den gullilosen
Vorplatz in eine veritable Eisarena verwandelte.
Roland "Hausi" Hausenberger
Oder
der Hausi, der dem Laden derzeit als noch nicht graue (Kassenwart-)
Eminenz dient; vor allem aber in der FÜL-Ausbildungsleitung unsere
Trainer vorbildlich formt und damit die Basis unseres erfolgreichen
Kursgeschehens mitbestimmt.
Benni Plahl
Oder
der Benni, der als nimmermüdes Vereinsfaktotum längst die höchsten
Weihen bekam und sich offiziell
Geschäftsführer nennen darf.
All diese Leute (und noch einige hier nicht Aufgelistete
mehr, sorry) fieberten Anfang des Jahres 1998 nur einem einzigen
Ereignis entgegen. Und dann kam sie endlich, die erlösende
Nachricht:
„Am Freitag, 16. Januar, werden wir eröffnen!
Ab 14.00 Uhr kann dort das ganze Wochenende geklettert werden!“
Die Vereinspflanze natürlich: Hopfen.
Und
so kam es denn auch: Eine neue, junge, unberechenbare Indoor-Halle
mit weltrekordverdächtigen 30 Metern Wandhöhe bereicherte plötzlich
die bayrische Kletterlandschaft – und wurde von den
alteingesessenen Kräften natürlich sofort wahrgenommen: Als
Sensation. Und Konkurrenz.
Das Höchste in München: 30m Adrenalin.
Die
allgemeine Aufregung, die mit diesem Herzschlag-Ereignis erst so
richtig begann, machte die Chef-Etage nicht unbedingt „gelassener“.
Die
Halle war zwar endlich eröffnet, aber eigentlich befand sie sich
noch im Rohbau. Es gab gerade mal etwa zehn lange Routen,
Boulderwände waren fast Fehlanzeige, und die Ausstattung hatte den
Charme eines Bauwagens. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Immerhin
waren die Lieferanten der großen Brocken zwar alle damit
einverstanden, dass sie nur einen Bruchteil der Auftragssumme vorab
bekamen – und der Fehlbetrag über den laufenden Betrieb
aufgebracht werden sollte. Aber wie weiter, wenn keiner zum Klettern
gekommen wäre? Tja, man war eben verdammt jung damals, vollkommen
angstfrei und von der Unfehlbarkeit der eigenen Idee komplett
überzeugt. Manch einer mag auch rückblickend meinen, wir waren
„völlig übergeschnappt“ damals oder wenigstens durch und durch
gaga. Oder Dada?
Fest
steht diesbezgl. ohne Zweifel, dass unser heutiger 1. Vorsitzender
Dr. Wagner seine 2seitige Rezension des Heinz-Zak-Buchs „Rockstars“
mit folgender Schlussnote eloquent abrundete:
Design by Olli Kögler.
„DaDocDaDeppDeaDenDexdDaDseiDungDsumDruggnDenggdDannDibbdDannDDadeiDaDibbseDaglassnhod“
Vermutlich haben auch ihm damals diese glorreichen Tage ein
bisschen sehr die Sinne verwirrt?! Ein echter Wahnsinn aber auch:
Eigene Kletterhalle. Mit eigenem Bus. Für inzwischen knapp 100
Leutchen, die nach der 1. großen, öffentlich ausgerufenen Heavens
Gate-Party, am 14. März 98, allesamt noch drei Tage danach
sternhagel high waren...
Dank
des neuen IG-Mobils jedenfalls können die ersten Ausfahrten angesagt
werden: Zum Roß- und Buchstein. Und zur Kampenwand. Kosten: 13.- DM
pro Teilnehmer, die die IG dringendst braucht, denn nach wie vor muss
jeder Groschen mehrmals bedächtigst umgedreht werden. Daneben
geschehen aber noch andere Dinge, die die IG aus ihrem
Unschuldsschlaf schrecken:
„Und dann hat sich noch einer
ordnungsgemäß mit gestecktem Achter verknotet, war hochgeklettert
und abgestürzt: Er hatte sich an der Materialschlaufe des Sitzgurts
eingebunden!“ Aber – Gottseidank – nix Schlimmes ist
passiert...
(SV 4/98)
Down under: Holger Ingerfeld.
Über
all jenen Ereignissen kreiste damals – was bei diesem
Finanzierungsmodell aber nicht wirklich erstaunt – der große
schwarze Pleitegeier.
Gerade
mal vier Jahre nach Vereinsgründung, mit bis dahin knapp 100
Mitgliedern, war die Kapitaldecke denkbar dünn, Rücklagen waren
Fehlanzeige, Hilfe von einem potenten Dachverband oder aus
öffentlichen Mitteln war nicht zu erwarten. Einsicht in das fragile
Finanzkonstrukt hatten die Wenigsten. Von außen sah man mehr den
Rubel rollen und weniger, dass dieser eigentlich längst schon wieder
ausgegeben bzw. verplant war.
Dieser
Umstand warf seinen Schatten vor allem auf die gute Laune der vielen
Umbau-Helfer, Mitarbeiter und „Gremiums-Mitglieder“, die mit
Herzblut bei der Sache waren und nun wenigstens ihre Auslagen für
Baumaterial, Arbeitszeit etc. beglichen haben wollten. Aber was tun?
Es war einfach kein Geld da. Nullkommajosef. Die Kassen waren leer.
So leer, dass nicht mal mehr der SEILVERHAU kostenlos unters Volk
gebracht werden kann. Ok. Verkaufspreis ab sofort also DM 1.- . Dafür
darf darin aber auch weiterhin Jede(r) unzensiert sein Wort erheben,
wie das ein Autor namens „Stoni“ wg. nicht erfolgter
Cash-Rückzahlung denn auch gnadenlos tut. Tippse Huber bringt die
Stimmung auf den Punkt: „Kein Wunder, dass diverse Leute keine
Böcke mehr auf uns haben.“
Soviel zur inneren Stimmung
dieser Tage. Die Nerven lagen einfach blank!
Nach
außen wird die IG dafür langsam wahr- und ernst genommen und z.B.
in Gestalt von Sebi Wagner zu einer Podiumsdiskussion zum ewigen
Thema „Sanierung von Alpin-Routen mit Bohrhaken“ eingeladen. Die
Hubers, Reinhold Messner, Swami Darshano, Richard Goedecke, Heinz
Zak, Andy Dick, Pit Schubert - die Creme de la Szene ist geschlossen
vertreten. Und „wir“ mittendrin! Parallel dazu darf sich der
Ricci bei der Akademie für Naturschutz & Landschaftspflege über
das Thema „Werbung im Bereich Natursport“ verströmen. Während
der Tom Schlager inhouse eine Truppe zusammentrommelt, um vom 08.–11.
Oktober erstmals gemeinsam unter dem IG-Banner ins sagenumwobene Arco
auszuschwärmen: Ein wahrlich unvergleichlicher Ausflug, von dem ein
junger Mann namens Christian (1) im SV wie von einem
Erweckungserlebnis berichtet.
Von rechts nach links: C2 und C1.
Und
plötzlich eine Sensation: Ricci hatte irgendwie Kontakt aufgenommen
und zwar ausgerechnet mit der scheinbaren Inkarnation seines
Erzfeinds – sprich: der Geschäftsführung der DAV Sektion München
– und dort in Person von Harry Dobner einen ebenso
unkonventionellen wie pragmatischen Widerpart gefunden. Nur wenige
Wochen später gab es einen Vertrag zwischen der IG und der Sektion
München, der den Sektionsmitgliedern erhebliche Vergünstigungen
beim HG-Eintritt gewährte und der IG eine hübsche monatliche
Abfindung dazu. Daraufhin beginnt man die Dauerpleite gelassener zu
nehmen, verteilt den Seilverhau wieder kostenlos, sieht sich dafür
aber gezwungen, alle Preise anzuheben. Nicht unerwähnt soll hier
bleiben, dass ohne eine ganze Handvoll privater Kreditgeber, die
wahrscheinlich gar nicht so recht wussten, wohinein sie investierten
oder persönlichkeitsmäßig zumindest vergleichbar wahnsinnig
und/oder vom Klettervirus befallen waren, also dass ohne diese das
ganze Ding wahrscheinlich echt den Bach hinuntergegangen wäre.
Gleichzeitig ist das aber ein grandioses Beispiel dafür, dass rein
aus der Kraft der Anarchie – und diese gebündelt durch ein
gemeinsames, profitgier- und fast machtkampffreies Interesse an der
Sache –, tollste Dinge entstehen können. Wunderbar mitzuverfolgen
in jedem neuen SEILVERHAU. Als produktivste Autoren fallen nach wie
vor auf: Ricci und Sebi. Tippse Huber ist auch fleißig und berichtet
gern detailverliebt, u.a. von X´s* Geburtstagsfeier, irgendwo hinter
Rosenheim. Zu schon fortgeschrittener Stunde, so ist zu lesen, musste
das bereits mächtig angeschlagene Geburtstagskind wohl die Hütte
mal verlassen.
„Als er wieder hereinkam, stellte sich
heraus, dass er großen persönlichen Kummer hatte. Wir konnten zwar
nicht genau herausbekommen, wieso, aber immer wieder murmelte/stöhnte
er etwas von „JÖARG“ – beugte sich anschließend über einen
Eimer und füllte diesen mit herzzerreißendem Schluchzen an.“ (SV
12 /´98)
*(Namen der Redaktion bekannt)
Auch Ricci
hatte Grund zu feiern. Einen doppelten sogar. Immerhin war gerade die
1. selbstorganisierte TrainerInnen-Ausbildung der IG Klettern München
& Südbayern e.V. erfolgreich über die Bühne gegangen: Mit 15
Trainer-AspirantInnen, von denen 7 durchhielten und von den beiden
Ausbildungsleitern „Barbi und Doc“ schlußendlich dann auch die
höheren FÜL- (=Fachübungsleiter) Weihen überreicht bekamen.
Die Barbi.
Der
andere Grund zum Feiern war, dass angesagte Labels wie Mammut, Gentic
oder Elho als Werbepartner auf den rollenden Himmelszug aufsprangen
und höchst erfreuliche Beiträge leisteten, was die interne Stimmung
deutlich hob. Elho Serac zum Beispiel versorgte die Aktivisten der IG
Klettern mit wintertauglichen Funktionsklamotten und bescherte uns
den ersten Satz Trainer-T-Shirts. Von Mammut kamen u.a. Seile, Exen
und Gurte, die sogleich als Verleih- und Kursmaterial eingesetzt
werden konnten.
Das
spülte wieder etwas Geld in die Kasse, genug jedenfalls, um die
komplette IG-Familie am 12.12. erstmals zu Weihnachten im Heavens
Gate zu versammeln – und dort eine Party zu feiern, die schlichtweg
unvergessen bleibt. Jedenfalls bei denen, die sich überhaupt noch an
irgendwas erinnern können.
Robert "Bob" Noichl schmeißt die Weihnachtsfeier im Alleingang.
Zum
Beispiel daran, dass der Robert „Bob“ Noichl damals aus
irgendeinem unerfindlichen Grund das komplette XXL-Buffet ganz
alleine zubereitete!!
1999
Das Neue Jahr geht
sofort gut los – und zwar mit Sebis offizieller Bestallung zum 2.
Vorstand der IG. Ein guter Grund dem Volk zu danken:
„Seit
der letzten Mitgliederversammlung (07.12.) bin ich also nun Stellv.
Obervorleitungsdenkständer unseres zusammengewürfelten Haufens und
wurde zu allem Überfluss auf der denkwürdigen Weihnachtsfeier zum
Mister IG 1998 gewählt. Das letztere brachte mir eine Trophäe ein,
die einer Pastetenform nachempfunden wurde.“ Ach ja, was wären wir
nur ohne unsere „ (...) Exponenten Ricci, Tom und Andrea oder ohne
unser Faktotum HG, die Huberin und den Robert?! Die blinde Judith und
Ilse klettern mittlerweile in unglaublichen Bereichen, auch wegen der
tat- und vor allem sehkräftigen Mithilfe vieler Mitglieder.
Christian, Hausi, Tweety, Ralf, Beni, Floh, Wanja, Andi und wie sie
sonst noch alle heißen.“
(SV 2/99)
Verschollenes Urgestein: Ralf Draeger.
Die
Judith kennt jeder – aber wer kennt eigentlich die blinde Ilse
noch? Tom Schlager erinnert sich: „Ilse klettert mit mir auf die
Rossteinnadel/3+. Die Gute, blind(!) vertrauend, stellt sich auf der
gewundenen Gratschneide hin und will geradeaus weiter. Ok. Nur: Da
geht´s 60 Meter in die Südwand. Nach einer kleinen Kurskorrektur
berührt sie stolz das Gipfelkreuz und strahlt über ihren Erfolg.
Abseilen in die Nordwand, Klettersteig zur Tegernseer Hütte, über
die Röhrlmoosalm wieder zurück. Ein Hammertag für uns.“
Aber
wir waren beim Sebi: „Stellv. Obervorleitungsdenkständer“ wird
am 16.02. natürlich nicht ins Vereinsregister des Amtsgericht
München eingetragen, sondern:
Vorsitzende:
Ebert
Andrea, München, geb. 28.06.1967
Stellvertretender
Vorsitzender:
Dr. Wagner Sebastian, München
Abgewählt wurden:
Vorsitzende: Carola Wildner
Stellvertretender Vorsitzender: Volker Falk
In die
anderen 4 traditionellen IG-Ämter wurden gewählt:
Kassierer:
Ricci Ebert
Schriftführer: Tom Schlager
1. Beisitzer: Stefan
Ringmann
2. Beisitzer: Adel
Und das tat sich sonst noch
in jener Zeit:
Flo startet eine Laufgruppe; Ricci lädt zum
Skifahren ein; Tom inszeniert eine „Kletterhallentour Allgäu“.
Kurz: Die Früchte des Wahnsinns erblühen in schillerndsten Farben.
Trotz immenser Schulden gedeiht das Biotop am Kunstpark in
wunderbarer Selbstverliebtheit und
feiert sich auf Teufel komm raus, zu
jeder sich bietenden Gelegenheit. Die Anarchie lebt! Was sich überall
bemerkbar macht. Wanja und Hausi fahren z.B. zu einem
Kletterwettkampf nach Pfaffenhofen – und schreiben einen Artikel
darüber. Die Original-Überschrift:
„Mein erster
IG-Wettkampf. Mein erster Artikel. Und ich weiß keine Überschrift!!“
Junge Wilde: Wanja und Roland.
Andere
Themen werden dafür umso ernster genommen. Soll heißen: Das intern
erarbeitete Trainer-Ausbildungskonzept nimmt immer mehr Gestalt an.
Nur über einen 6tägigen Anwärterlehrgang gelangte man damals zum
6tägigen Aufbaulehrgang, mit dem schönen Ziel: Fachübungsleiter
Indoorklettern.
Gleichzeitig tun sich erste Probleme im
Thekenbereich auf. Grund: Die stetig wachsende Nachfrage nach Gurten
und vor allem Verleihschuhen in allen möglichen und unmöglichen
Größen bringt die Bardamen in echte Bedrängnis. Aber was soll´s,
schließlich steht ja am 19.06.1999 das große IG-Sommerfest an. Dazu
gleich mal ´ne wichtige Durchsage:
„Keiner
aus dem Heavens Gate Gremium darf an den Grill! Wir wollen aus
unseren Kottlets nicht von Ricci Hackfleisch, von Tom Steine oder von
Doc Dauerwurst machen lassen.“
Für Tippse „Juhu“ ist
die Party da schon gelaufen. Denn: „Julia wird uns verlassen“.
Heißt: Stelle frei im Heavens Gate. Für: Sekretär(in)/Organisation.
Und: Es werden zusätzlich Thekenkräfte gesucht, denn die Halle
beginnt richtig zu Brummen, wird zum Szenetreff schlechthin. So ist
in den Stellenausschreibungen u.a. zu lesen:
„Dass wir eine
sehr offene Atmosphäre bieten, dürfte mittlerweile bekannt sein,
ebenso, dass wir einer guten Party nicht abgeneigt sind“:
DJ Nils und Benni.
Hausis Jutti.
Kalle, Senta und Andrea.
Echte
Feier-Biester eben! Und plötzlich überall präsent. So hat der
Ricci dem Bayerischen Rundfunk z.B. ein Event für „Rock im Park“
in Nürnberg verkauft, wo ein knappes Dutzend IG-Haudegen den
Dauerregen dann einfach ignoriert – und die Veranstaltung mit
Original Münchner Bierkastenklettern kurzerhand zum Happening macht.
Inoffizieller Rekord beim Bierkastenklettern: 42 Kästen.
Die
Aura dieses weltfremden Wahnsinns lockt denn auch immer wieder
wirklich Wahnsinnige ins HG zum Klettern an, die dort unfähig,
unwissend oder auch mit völlig ungeeignetem Material ihr Glück
versuchten. Meist kam alles zusammen. Manche wollten auch nicht
glauben, dass bei 30 m Routenhöhe die damaligen Standardseile mit
45m bzw. 50 m schlicht etwas zu kurz sein könnten. Wodurch sich der
Ricci höchstpersönlich genötigt fühlt, mal ordentlich auf den
Tisch zu hauen – und allen „Profis und ganz normalen Idioten“
ab sofort gnadenlos den Rausschmiß ankündigt, die „mit zu kurzem
Seil kommen und glauben, dass er/sie mittels Räuberleiter und/oder
Stuhl zumindestens das Einbinden schafft.“
Ricci greift ein.
Unser
heutiger 1. Vorsitzender, Dr. Wagner, macht sich seinen eigenen Reim
im SV drauf:
„Scheisse in nem Überhang
hält sich
meistens nicht sehr lang;
Scheisse in dei´m Steinschlaghelm
Auf
der Hütte war ´n Schelm;
Scheisse an der Abseilacht
Häufig
dunkle Flecken macht
(...)“
Scheiße! Überall
plötzlich! Auch in unserer heilen Welt: Am 16. Oktober stürzt
Robert „Bob“ Noichl an der Kampenwand ab und „landet“ im
Kreiskrankenhaus Traunstein. Der Unfall löst innerhalb der
IG-Familie eine derartige Welle der Anteilnahme aus, dass die Andi in
der Halle extra einen Kalender aufhängt,
„(...) damit nicht
alle am selben Tag hinfahren. Also, wer ihn besuchen möchte, kann
sich ja dort eintragen oder sich mit anderen Leuten absprechen, wer,
wo, wann, wie...“
Diesem Schock stehen mehrere gute
Nachrichten gegenüber: Der Ricci wurde (mit 4 Ja-Stimmen und 1
Enthaltung) zum 2. Vorsitzenden des Bundesverbands der IG Klettern
gewählt. Und: Selbiger Bundesverband hat unser FÜL-Konzept zur
Trainerausbildung einstimmig verabschiedet – und damit offiziell
zertifiziert. Großartig ist das!
Dafür steht unsere Zukunft
nach wie vor in den Sternen:
Sternegucker.
Was
geschieht mit dem KPO-Gelände? Werden die Mietverträge verlängert?
Wohin ziehen wir im Ernstfall um? Viele, ernste Probleme also, die
aber längst der Normalzustand sind.
„Das Problem
allerdings, das alles überstrahlt, ist die rechtliche Unsicherheit.
Heavens Gate hat mittlerweile eine Größenordnung erreicht, die die
Maße und Verhältnisse eines kleinen gemeinnützigen Vereins zu
sprengen droht. Deshalb hat uns unser Steuerberater dazu
aufgefordert, Heavens Gate so schnell wie möglich wirtschaftlich
umzustellen und eine vereinseigenen GmbH zu gründen.“
(SV
7/99)
Und genau so geschah es denn auch: Auf einer
außerordentlichen Mitgliederversammlung am 06.12.99 wurde die
Gründung dieser GmbH rechtmäßig beschlossen.
Ihr Name:
Philo-Silo GmbH.
Ihr Geschäftsführer: Der Ricci.
Fester Bestandteil jeder Weihnachtsfeier: Die große IG-Tombola.
5
Tage später, am 11.12.99, wurde das 5jährige IG-Jubiläum gefeiert
– und es ging mit gewaltigem Schwung furchtlos hinein in ein neues
Jahrtausend.
2000
„Stillstand ist
Rückschritt“ hieß schon immer der Wahlspruch, daher wurden auch
gleich wieder Nägel mit Köpfen gemacht. Ein kleiner, bunter
Überblick:
# Der Flo und der Roland rufen die erste
Leistungsgruppe für IG-Kids ins Leben.
# Bob Noichl meldet sich
aus dem Krankenstand zurück und wird bald wieder im Vorstieg
gesichtet.
# Die IG-FÜL-Ausbildung nimmt immer professionellere
Gestalt an. Als Ausbilder dienen inzwischen: „Altalpinisten,
SportlehrerInnen, Staatlich geprüfte Bergführer, Leistungsträger
des Klettersports, PädagogInnen“.
# Unter der liebevollen
Aufsicht von Martin Fleck entsteht eine kleine IG-Alpin-Bibliothek.
# Der Mitglieder-Stand beläuft sich inzwischen auf ca. „400
Nasen“, durch deren Köpfe ein neues Projekt zu geistern beginnt:
„Die IG will in unmittelbarer Nähe der Gipfelstation der
Brauneckbahn ein alpines Sportkletterzentrum einrichten, das vor
allem auf mittlere Schwierigkeitsgrade ausgerichtet ist.“
(Hintergrund
: Ricci konnte den Grundbesitzer und Wirt der
Stie-Alm (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Stefan und
Vroni!) von der Idee der Sportkletterei an seinen Felsen überzeugen
und nebenbei gleich auch noch ein paar Übernachtungen für die
Erschließer erschließen.) Juristische Bedenken überwindet Doc Sebi
mit einer Denkschrift. Titel: „Die Rechtssituation felsbetretender
Hominiden im Freistaat“. Fazit: „Solang man nichts kaputtmacht,
darf uns niemand nirgends am Klettern hindern, was wollen wir mehr.“
Diese Erkenntnis aktiviert sofort die üblichen Verdächtigen. Zu den
Männern der ersten Einbohr-Stunden am Brauneck gehören Andy, Ricci,
Benni, Günther Merx, Wanja, Hausi, HG - und nicht zuletzt der gute
Haydar, der mit „Durchs wilde Kurdistan“ eine der ersten Routen
über der Stie-Alm eröffnet.
Hi da: der Haydar.
Und
dazwischen ununterbrochen Ausfahrten, Ausflüge, Spritztouren überall
hin: Der Sebi lädt persönlich ins Oberreintal, zur Fahrradlkante.
Mittwochs geht´s regelmäßig mit dem IG-Bus in die umliegenden
Klettergärten. Fast jedes 2. Wochenende fahren paar Leute nach Arco
„in´n Zoo“.
#
Man veranstaltet sogar einen Skikurs für Kinder, den der Ricci nicht
nur organisierte, sondern auch als Skilehrer persönlich durchführte.
#
Und: „Wir wollen noch in diesem Sommer eine Außenwand montieren,
die sich gewaschen hat. Gut 1000m2 Kletterfläche, rund 25-30 Meter
hoch, mit Galerie und wenn möglich mit einem kleinen Biergarten
davor.“ (SV 3/00)
# Tom Schlager tritt als Schriftführer
zurück.
# Dafür treten andere ins Rampenlicht. Zum Beispiel die
Sieger-Seilschaften vom 1. Big Wallhalla* (06.Mai):
1.
König/Schußmüller (34 Routen)
2. Hausenberger/Lechner (33)
3.
Ingerfeld/Schützenberger 29
4. Zwicklbauer/Streicher (25)
5.
Körner/Fleck (22)
*Aufgabe: Als 2er Seilschaft in 10 Stunden
so viele verschiedene 30m-Silo-Touren wie nur möglich zu begehen –
„Rotpunkt oder Pink-point, Hauptsache alle beide waren oben.“
Wallhalla-Recken.
O-Ton
aus dem Wettkampfbericht:
„ In ihre schweissnassen und
dreckverschmierten Gesichter stand die Anstrengung geschrieben. (...)
Zwecks Zeitmangel wurde sogar das Rauchverbot im unteren
Hallenbereich kurzerhand aufgehoben. Und zum Finale: Ein leckeres
Grillfest!!“ (SV 3/00)
Trotzdem: Die allgemeine Stimmung im
Verlauf dieses Jahres äußert sich zunehmend „genervt“. Eine
2-Klassengesellschaft wird angeprangert: Ihr da oben, wir da unten.
Was dazu beigetragen haben mag, dass nach dem „Urgestein“ Tom
Schlager nun auch der verdiente Martin Fleck seinen Ausstieg aus
allen Ämtern ankündigt – und damit seinen Abschied vorwegnimmt.
2001
Der Schwund geht weiter: Auch der
Haydar schmeißt hin, gibt seinen Posten als IG-Layouter wieder auf.
Dafür wird endlich eine neue Sekretärin gefunden: Die gute Steffi –
und die bringt sofort frischen Wind in die Bude!
Die jährlich
1x stattfindende, IG-interne FÜL-Ausbildung genießt auch extern
immer mehr Anerkennung. Die 12 Plätze sind stets ausgebucht.
Nochmal, zur Erinnerung: „Konzipiert wurde die Ausbildung von
Barbara Roth, einer anerkannten Pädagogin in der beruflichen Bildung
und Sportlehrerin, und von Dr. Sebastian Wagner, einem erfahrenen
Praxisprofi in allen Bereichen des Klettersports und der
Kletterpolitik“. (SV)
Auch übers Tagesgeschäft kann nicht
mehr geklagt werden. Tatsache ist: Die IG Klettern München &
Südbayern e.V. zählt mit inzwischen sage und schreibe über 250
Kursen und Schulkletterprojekten pro Jahr zu den renommiertesten
Anbietern auf dem Sektor Indoor-Klettern. Und ist – mit gerade mal
500 Mitgliedern – schon auf dem Sprung in die nächsthöhere Liga.
Sogar die Süddeutsche meldet: „2-Millionen-Projekt für
Kletterfreunde“. Und der Seilverhau konkretisiert: „Es ist
soweit! Die IG Klettern München & Südbayern e.V. baut in Bad
Tölz eine zweite Kletterhalle!“ Bingo.
Es
wurden Gespräche mit den fünf lokalen DAV-Sektionen über mögliche
Kooperationen geführt. Auch über eine Ablöse der alten Halle wurde
gesprochen. Der Architekt hatte schon Pläne erarbeitet. Die
Stadtverwaltung von Bad Tölz war wohlwollend. Aber: Der
Finanzierungs-Plan für diese Halle wäre wesentlich komplexer
gewesen, bzw. man war langsam schlauer geworden und wusste, auf
welche Abenteuer man sich einlässt. Das Problem war schnell benannt:
„Wir haben zur Zeit noch eine Finanzierungslücke von 650.000
Mark.“ Und: Heavens Gate war ja auch noch nicht in trockenen
Tüchern...
Aber
damit nicht genug: Die kleine, feine IG Klettern M&S stellte
beim Bayerischen Landessportverband (BLSV) zudem auch noch den
offiziellen Antrag auf Gründung des „Fachsportverbandes
Wettkampfklettern“ – und löste damit ein prächtiges Erdbeben
in der bayerischen Sportbürokratie aus. Schließlich war das
Wettkampfklettern in Bayern doch bislang unangefochtenes Terrain des
DAV. Und plötzlich kamen so Nobodies daher und fordern das Recht
auf Mitbestimmung und Teilhabe!
Das
Ganze verursachte hektische Betriebsamkeit beim DAV, der kurz darauf
ebenfalls einen Antrag auf Gründung eines solchen Fachsportverbandes
stellte.
Wie
dem auch sei, auf einer durchaus turbulenten Gründungssitzung im
damaligen Hackerkeller an der Theresienhöhe waren natürlich auch
Aktivisten der Münchner IG zugegen und konnten gegen einige
Widerstände erwirken, dass die IG Klettern M&S nicht nur
außerordentliches Mitglied des Bayr. Landesfachverbands für Sport-
und Wettkampfklettern (heute KVB) wurde, sondern dass „unsere
Barbi“ auch noch von der Gründungsversammlung als Beisitzerin in
den Vorstand dieses Fachverbands gewählt wurde. Plötzlich hatte das
Wort der kleinen IG Klettern aus München in der großen Welt des
Klettersports Gewicht!
Soviel
zu den Vorgängen in den oberen Etagen. Das Fußvolk hatte ganz
anderen Kummer. Allen voran der Flo, der aufgeregt meldet: „Die
Schrauber der Route „Morgenurin“ sollten sich unbedingt nochmal
die Position einiger Bohrhaken durch den Kopf gehen lassen, denn eine
sichere Seilführung ist hier leider nicht möglich.“
(SV
02/01)
Und
plötzlich war die IG Klettern auch noch mit zwei wirklichen
Sportcracks bestückt. Ricci konnte die Gebrüder Bindhammer*, zu
dieser Zeit sicherlich die besten deutschen Wettkampfkletterer, dafür
gewinnen, ab sofort ihre nationalen Wettkämpfe als IGler zu
bestreiten. Man erhoffte sich dadurch einen schönen Werbeeffekt –
genauso wie fachlichen Input und Kompetenzzuwachs.
Der Hammer: Die Bindhammers.
*Andreas
Bindhammer beendete 1999 mit Platz eins beim Weltcup in Wien die
siebenjährige Durststrecke deutscher Wettkampfkletterer - es war
erst der dritte Weltcupsieg eines Deutschen überhaupt. Bruder
Christian konnte 2001 im italienischen Arco erstmals den
prestigeträchtigen Titel des Rock Master für sich entscheiden - ein
Erfolg, der beim Tennis mit einem Wimbledon-Sieg gleich zu setzen
ist.
Am 24. Juli 2001 dann die große
IG-Jahreshauptversammlung, bei der es zum Eklat kommt. Der Grund
dafür ist: Geld!
Wie immer meinen die einen, die anderen würden
Geld für Dinge ausgeben, das man besser anders ausgegeben hätte.
Andere meinen, es fehle viel Geld, wieder andere meinen, das Geld sei
schon irgendwo, nur nicht da, wo wieder andere meinen, dass es
eigentlich sein sollte.
Zum
einem guten Teil war dieses Chaos sicher der nicht leicht
einsichtigen Konstruktion aus gemeinnützigem Verein und
kommerzieller, aber vereinseigener GmbH geschuldet, welche aufgrund
der Aufgabenfülle und der Umsätze notwendig wurde, die das
Geschehen rund um IG und Heavens Gate mittlerweile erreicht hatte.
Aus dem Kassenbuch auf einem Notizzettel war eine veritable
Buchhaltung geworden, aus der Indi-Halle ein Unternehmen „mit einem
hohen sechsstelligen Jahresumsatz“ (SV 3/01).
Der
harte Kern der IG-Familie – und der bestand damals aus so ca. 50
Leuten, bei fast 600 Mitgliedern – war empört. Und wählte im
Rahmen einer kleinen Palastrevolution eine neue Riege ins Amt:
1.
Vorsitzende(r): Andrea Ebert
Stellv. Vorsitzender: Holger
Ingerfeld
Kassiererin: Katja Bader
Schriftführerin
Evi Mayer
Beisitzer 1: Silvio Schotte
Beisitzer 2: Sebi
Wagner
Wie auch immer, für reinen Spass war mittlerweile
zuviel Geld im Spiel bzw. eben nicht mehr, und das führte letztlich
zu mehr oder weniger sauber geführten Debatten und
Auseinandersetzungen. Darstellungen und Gegendarstellungen gaben sich
im Seilverhau die Klinke in die Hand
Keine
Frage: Es ging echt wild zu in diesen Tagen! Köpfe rollten und
letztlich auch der vom Ricci, sicherlich bis dahin eine, wenn nicht
die treibende Kraft beim Aufbau der IG Klettern München &
Südbayern und vom Heavens Gate.
Aber
es gab auch gute Nachrichten. Die Beste: Wir bekommen „trotz allem“
einen neuen Mietvertrag bis 2005. Das beruhigte die Gemüter. Man
denkt auch schon wieder über alles Mögliche nach, z.B. über einen
neuen Big Wall-Wettbewerb. Die „Grundidee: Es werden ALLE langen
Routen geklettert. Mit Wand-Biwak. Zeitdauer: 1-2 Tage. Ausrüstung:
Haulbag, Portaledge, Futter, Gluckgluck und Tüten für Aa &
Lullu.“
Einmalig im Angebot: 54 Routen à 30 Meter.
2002
Leider – oder Gottseidank – setzte sich diese Idee nicht
richtig durch. Dafür wird am 9. März ein anderer Wettbewerb ins
Leben gerufen, der seitdem jährlich 1x stattfindet: Unser IG-Boulder
Cup!
Soweit, so gut. Trotzdem ist die Ruhe futsch: Weil
weiterhin heftige Schulden wie ein Damoklesschwert überm Heavens
Gate baumeln. Immer nur kurze Mietverträge. Ständig soll das ganze
KPO-Gelände – inkl. unserer Halle – plattgemacht werden. Eine in
sich total zerstrittene Vorstandsriege. Und dazu noch das
erschöpfende Ringen um die Tölzer-Dependance. Die Süddeutsche
schreibt:
„Andrea Ebert von der IG Klettern in München, die
für das ehemalige Heizwerk der Kaserne ein Konzept erstellt hat,
bastelt immer noch an der Finanzierung und verschiebt den Baubeginn
wieder und wieder.“ (SZ, 15.02.02)
...und wieder, bis
schließlich klar ist, dass die Kräfte nicht ausreichen, um auch
noch dieses Mammut-Projekt mal so eben schnell zu stemmen. Logische
Folge: Die visionäre Blase platzt – und die Druckwelle reißt so
viel altes Elend mit sich, spült so viel Köpfe gründlichst durch,
mit dem Ergebnis, dass die IG am Ende ist. In sich
auseinandergebrochen. Was also tun: Die Halle ganz schließen? Oder
einen Neuanfang wagen? Und wenn schon Neuanfang, dann bitte mit wem?
Die Oberlotsen jedenfalls mussten das sinkende Schiff alle
verlassen...
Am 17.09.2002 wurden in einer turbulenten
Mitgliederversammlung folgende Steuermänner ans Ruder gewählt, mit
dem ganz klaren Auftrag, die inzwischen 700köpfige IG-Familie wieder
zurück auf den Normalweg zu führen:
1. Vorsitzender:
Holger Ingerfeld
Stellvertr. Vorsitzender:
Evert Dudok
Kassenwart: Martin Fleck
Schriftführerin:
Evi Mayer
Beisitzer 1: Thomas Steffes
Beisitzer 2: Sebi
Wagner
Der Beweis: Ein echter IG-Präsi muß einen Hau haben oder zwei.
Das
wirklich Unglaubliche an dieser Wahl war: Mit Evert Dudok und Thomas
Steffes wurden 2 Leute in den Vorstand gewählt, die einen Roten
Baron nicht vom Gasthaus zur Dusche unterscheiden konnten, uns in
ihrer Eigenschaft als EADS-Manager aber mit Know-how befruchten
wollen. (Ricci bekommt immerhin noch 6 Stimmen.)
Drei
Nachrichten gehen im Trubel fast völlig unter:
1.
Alex Huber geht am 1. August 2002 die berühmt-berüchtigte
Direttissima an der Großen Zinne (18 SL, bis 8+) free solo!!
2.
Der erste offizielle IG-Kletterführer Brauneck ist endlich im
Handel. Und:
3. Der gute, alte SEILVERHAU stirbt.
Harrywiedertschi.
Dafür
wird der IG-Newsletter geboren.
2003
Während sich das Heavens Gate unaufhaltsam zum Treffpunkt der Münchner Kletterfreak-Szene entwickelt, konzentrieren sich hinter den Kulissen alle Vorstands-Kräfte auf ein Ziel: Die schwer angeschlagene Philo Silo GmbH wieder auf die Beine zu stellen! PR-Profi Steffes, Steuerberater Merl und Andy Feile entwickelten zu diesem Zweck ein fast 20seitiges Sanierungskonzept*. Dabei kommen sie bei der Beurteilung der Ist-Situation zu folgendem Schluß:
Die "Einnahmen sind subkritisch", und die "Betriebsqualität ist grenzwertig".
Als einzig gangbare Lösung wird die "strikte Trennung von Verein/GmbH" vorgeschlagen. Heißt: Es werden zwei Geschäftsführer gesucht.
Gestatten: Andy Feile, neuer GmbH-Geschäftsführer
Und gefunden: Thomas Steffes (Verein) und Andy Feile (GmbH) stellen sich zur Verfügung. Erarbeiten eine ganze Reihe an Marketing-Ideen – und liefern den Zeitplan zur Umsetzung im selben Atemzug mit.
Steffi Reith will wissen, wann es losgehen soll?
Was für eine Frage!
"Jetzt! Sofort. (...) Klar ist: Wenn der September da ist, müssen wir es geschafft haben."*
Also nix wie an die Arbeit! Thomas Steffes entwarf gleich mal eine 2seitige Presse-Information*, in der er die Münchner Journalisten u.a. darüber aufklärte, dass mitten auf der Kultfabrik "Europas höchste Kletterhalle" steht. Und dass man in eben dieser Halle u.a. genau
das ganz unnachahmlich zu zelebrieren versteht, was sich hinter (dem damals noch seltsam rätselhaft klingenden Tunwort)
"bouldern" verbirgt: Bouldern, so schrieb er, "das ist Klettern für die Anspruchsvollsten, für die Mutigsten; Klettern einfach so: ‚ohne’! Ohne Sicherung." Mit einem Wort: Der letzte Kick für Teufelskerle.
Unvergeßlich: Unsere (ausleihbare) Boulder-Drehscheibe! Letzter Kick für...
...echte Teufelskerle, wie den Schützenberger Nils.
Von daher sei es auch nur logisch ist, dass die (bei uns bis dato immer noch unter Vertrag stehenden) "Lichtgestalten der deutschen Kletterszene", die bereits erwähnten Gebrüder Christian und Andreas Bindhammer nämlich, nicht mehr nur bei internationalen Großveranstaltungen im Trikot der ruhmreichen IG Klettern M&S e.V. antreten, sondern unserem nächsten Boulderwettkampf jetzt auch noch exklusiv ihren wohlklingenden Nachnamen leihen.
IG-Model im ruhmreichen Trikot
Langer Rede kurzer Sinn: Am 08. Februar also fand gleich mal der "IG-Bindhammer-Cup für Kinder und Jugendliche" im Heavens Gate statt. Und? Der wurde ein voller Erfolg. Die Münchner Boulder-Szene ließ sich geschlossen einmal mehr selber hochleben. Und folgende Namen gingen als Sieger ihrer Altersklassen in die Bestenlisten ein: Lisa Müller. Benjamin Hoffmann. Leiff Büttner. Christoph Roß. und Manuel Schwaiger.
O-Ton aus dem Wettkampfbericht*:
"Die IG-Klettern dankt nochmals allen, die an unserem Event teilgenommen und jetzt dicke Ballone in den Armen haben - es war einfach abgefahren. Der ganze Wettkampf hätte jedoch nicht stattfinden können, wenn uns nicht folgende Leute, teilweise ganz von selbst, fett unterstützt hätten:
Chris Bindhammer und seine Freundin, Toni Lamprecht, Tom Schlager, Thomas Zilch, Sonja + Nico, Rebecca + Matthias, Thomas Steffes, die Trainerin der LG Kinder & Jugend der DAV-Sektion Augsburg, Hans-Günther Mertensmeier (Hagé), Frank Schouren (DJ Jackengott), Steffi Reith, Steffi Schabert, Michaela (Schiedsrichterin), Chris von der Brücke, Julia, Tamara Baehr und noch ein paar mehr, die eh immer was machen... aber nie genannt werden."
Roland "Hausi" Hausenberger genießt die Ruhe nach dem Sturm
Gutes Stichwort. Nie genannt – bzw. richtig gewürdigt – wurde auch das bemerkenswerte Engagement „unserer Frau der ersten Stunde“: Judith Faltl.
Ende 2002 erst bestand sie als erste Blinde überhaupt in unserer Sportart die Ausbildung zur "Fachübungsleiterin Klettern", was auf folgender Fotostrecke kurz in Erinnerung gerufen werden soll:
Teilnehmer FÜL-Ausbildung 2002/2003
Im Uhrzeigersinn: Hg, Hausi, Flo, Nikolaus, Uli, Patrick, Bekka, Judith, Füße
IG-FÜL-Ausbilder: Evi Mayer
IG-FÜL-Ausbilder: Benni Plahl
Biwak-Übung am Brauneck
Und es war im April 2003, da gelang es der blinden Judith nicht nur, fünf (ebenfalls blinde) Teilnehmer für einen Anfängerkurs zu rekrutieren; sondern sie hat diesen Kletterkurs im Heavens Gate auch noch selber abgehalten! Nachträglich nochmal Helm ab vor der Judith, deren bemerkenswerte Power sich natürlich rumzusprechen begann. Bis sogar das Bayerische Fernsehen auf die Judith aufmerksam wurde. Und sie am 31. Juli um 21.20 Uhr im Dritten Programm in die Sendung "La Vita" einlud. (Nur konsequent & logisch also, dass die Judith zu den Helden der Halle gehört. Siehe:
http://2010.kletternmachtspass.de/arc/100330/
Powerfrau der ersten Stunde: Judith Faltl
Zurück zur Halle: Während sich dort unter dem hochkarätigem EADS-Management das Tohuwabohu rund um Verein und GmbH allmählich zu entwirren begann, wollte man auch im Tagesgeschäft in Zukunft ALLES besser machen. Guter Vorsatz, zweifelsohne. Aber: Was genau eigentlich gehörte verbessert? Antwort darauf sollte eine 2seitiger Fragebogen liefern, der als "1. große IG-Umfrage"* in die Annalen einging. Genau 200 dieser Fragebögen wurden von den Herren C1 und C2 (= Christian Rödling und Christian Wimmer) ehrenamtlich ausgewertet, bis sich "das Mysterium Halle" endlich auch prozentual darstellen ließ. Hier ausgewählte Einblicke:
Was gefällt dir hier besonders gut?
(67) Die Stimmung |
(27) Der Boulderbereich |
(27) Die Höhe |
(23) Der Routenmix |
(20) Die Musik |
(7) freie Routen |
Wie findest du die zwischenmenschliche Atmosphäre?
(125) gut |
(29) mittel/geht so |
(5) schlecht |
Fanden die „zwischenmenschliche Atmosphäre“ phasenweise mehr als nur gut:
Steffi und Nico
Fühlst du dich sicher?
(137) ja |
(10) mittel/geht so |
(11) nein |
Wie findest du die Getränkepreise?
(117) ok |
(36) zu teuer |
Wie findest du die Eintrittspreise?
(78) ok |
(85) zu teuer |
Fazit nach der Endauswertung:
"Mag sich jeder seinen eigenen Reim auf diese vielen Zahlen machen! Oder es mit Winston Churchill halten: ‚Ich glaube nur an Statistiken, die ich selber gefälscht habe.’ Tatsache jedenfalls ist, dass unser Biotop über eine Atmosphäre verfügt, die 40% aller Befragten ganz „besonders gut“ gefällt. Mit anderen Worten: Man geht gern ins Heavens Gate. Wegen der Halle. Und wegen jedem einzelnen von uns!!"
Dazu zählen in dieser aufregenden Phase unbedingt auch Bekka Battis und Patrick Rist, die 2003 ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei uns machten, was sie wohl derart zusammenrücken ließ, dass sie bis heute immer noch als "liebes Paar" durchs Leben gehen.
"Red Bull" Patrick Rist
Smoking Bekka
Was geschah sonst noch im Jahr 2003? Klar: Wilde Ideen geisterten wie immer durch die Köpfe der Verantwortlichen. So sollte erstmals ein Mehrfachwettkampf ("Allstar Competition") ausgetragen werden, der aber leider nie realisert wurde. Dafür fand am 22.11. einmal mehr unser "Big Walhalla" statt. Etwa um diese Zeit wurde auch das 1. betreute Mutter/Kind-Klettern aus der Taufe gehoben (, ein IG-Kurs-Angebot, das sich bis heute großer & kleiner Beliebtheit erfreut). All das – und noch viel mehr – aber ging irgendwie im Jubel über eine Nachricht unter, an die schon keiner mehr richtig geglaubt hatte: Wir kriegen einen Mietvertrag für weitere 3 Jahre! Unsere Zukunft auf dem Kunstpark-Gelände ist damit für weitere 1000 Tage gesichert. Neue Hoffnung macht sich breit, die wieder neue Kräfte entfesselt, um das nach wie vor extrem dünne Eis, auf dem sich alle diese Geschichten hier zutragen, weiterhin zu stabilisieren. Ok. Aber, bitteschön, was tun?
1. Vorsitzender Holger Ingerfeld hat in den Dolomiten einen Geistesblitz
Beisitzer 2 Sebastian Wagner empfängt die Nachricht telepathisch
Der Vorstand bringt es schließlich auf den Punkt:
"Wir brauchen noch mehr Mitglieder, Freunde, Mäzene, Sponsoren, Bouldercracks und Kletterfreaks, Anfänger und Fortgeschrittene, Aktive und Passive usw. Bringt also Eure Freunde mit: zum Schnuppern, zum Testen, zum Hallen-Luft Atmen. Denn: Wir haben etwas Einmaliges zu bieten, und das sollten viel mehr Leute wissen als bisher.
Nachwuchsförderung ist wichtig. Sonst stirbt man aus. Oder vergreist. Oder wird peinlich. Nachwuchsförderung ist notwendig, genauso wie das "Sich-Kümmern" um sozial Benachteiligte, Behinderte oder Schwache. Das haben wir zu unserer Sache gemacht.
Und das soll so bleiben. Dafür stehen wir. Euer Vorstand"***
Üblicher Verdächtiger
Nicht die schlechteste Ausgangsposition also, um die finale Abschluß-Party Jahres, unsere Weihnachtsfeier nämlich, derart konsequent zu zelebrieren, dass bei den üblichen Verdächtigen das Kopfweh bis weit ins Neue Jahr anhielt...
* (Quellen liegen vor)
** Nieder mit der Inflation! Zum Vergleich die Preise 2003 für Schüler/Studenten/Azubis: Tageskarte: 4.- €/Abendkarte: 5.50 €/Klettergold: 185.- €
*** Erste Meldung auf der neuen Vereinshomepage, für die sich der Thomas Steffes sie Domain "kletternmachtspass" ausgedacht hat, weil "heavensgate" in allen Schreibweisen leider schon vergeben war.
2004
(Fortsetzung folgt)